Nachlass von Ernst Klee wurde übergeben.

An der Feierstunde zur offizielen Nachlassübergabe von Ernst Klee im Panoramasaal in der Evangelischen Akademie in Frankfurt nahmen Erika Stotz-Breidenbach, Peter Richter und Wilfried Gernart teil. Hier wurde noch einmal das Lebenswerk von Ernst Klee gewürdigt.

Nachlass von Ernst Klee geht an Gedenkstätte Hadamar

Elke Klee (Mitte), die Witwe Ernst Klees, übergab den Schenkungsvertrag an Dr. Andreas Jürgens, Erster Beigeordneter des LWV Hessen. (Foto: Roland Leikauf)

Hadamar/Frankfurt (lwv): Ernst Klee war einer der profiliertesten Forscher und Publizisten bei der Aufklärung der Euthanasie-Verbrechen des Nationalsozialismus. 2013 ist Klee gestorben, er wäre am 15. März 76 Jahre alt geworden. Sein Nachlass ist an diesem Tag in Frankfurt an die vom Landeswohlfahrtsverband (LWV) Hessen getragene Gedenkstätte Hadamar übergeben worden.

"Klee hat die Medizin der NS-Zeit und ihre Nachwirkungen in der Bundesrepublik dem Dunkel des Vergessens entrissen", betont Dr. Andreas Jürgens, Erster Beigeordneter des LWV. "Sein unermüdliches Eintreten für Menschlichkeit, gegen Diskriminierung und für gleichberechtigte Teilhabe hat mich immer tief beeindruckt." Jürgens nimmt den Schenkungsvertrag heute um 10 Uhr in der Evangelischen Akademie am Römerberg von Elke Klee, der Witwe Ernst Klees, entgegen.

Klee, geboren 1942, verfolgte die Prozesse gegen die an den Euthanasie-Verbrechen beteiligten Ärzte Aquillin Ullrich, Klaus Endruweit und Heinrich Bunke in den 1980-er Jahren und forschte zu den NS-Medizinverbrechen und deren Nachgeschichte. Er galt als ein Pionier auf diesem Gebiet und kritisierte wiederholt die mangelhafte strafrechtliche Verfolgung der Täter. Für seine jahrzehntelange Arbeit wurde er 1997 mit dem Geschwister-Scholl-Preis, 2001 mit der Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt am Main und 2007 mit der Wilhelm-Leuschner-Medaille ausgezeichnet. Sein Einsatz für die Belange behinderter Menschen war ausschlaggebend dafür, dass sich die Westfälische Schule für Körperbehinderte in Mettingen 2005 in Ernst-Klee-Schule umbenannt hat. Seit den 1970er Jahren hat sich der studierte Theologe und Sozialpädagoge für gesellschaftlich ausgegrenzte Gruppen wie Wohnungslose, Psychiatriepatienten und behinderte Menschen eingesetzt.

In seinem wissenschaftlichen und publizistischen Nachlass finden sich unter anderem zahlreiche Mitschriften und Aufzeichnungen zu den Ärzte-Prozessen, Forschungsberichte, Fotos und weitere Dokumente, die sich auch auf seine Zeit als Sozialarbeiter in der Behindertenbewegung beziehen. Hinzu kommt seine Privatbibliothek mit 1.454 Bänden. Noch zu seinen Lebzeiten hat Ernst Klee gemeinsam mit seiner Frau Elke Klee entschieden, den Nachlass der Gedenkstätte Hadamar zu übergeben. Er soll hier wissenschaftlich aufgearbeitet werden und längerfristig der forschenden Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. "Die Arbeit mit dem Nachlass von Ernst Klee wird uns helfen, dessen frühzeitige Auseinandersetzung mit der Geschichte und der mangelnden Aufarbeitung der Euthanasie-Verbrechen besser zu verstehen", erklärt Dr. Jan Erik Schulte, Leiter der Gedenkstätte.

Der LWV hat mit seiner Gründung 1953 ein schweres Erbe angetreten: Viele der psychiatrischen Krankenhäuser waren bei der sogenannten T4-Aktion beteiligt. Allein in Hadamar sind rund 15.000 Menschen ermordet worden, vor allem psychisch kranke und geistig behinderte Menschen. 1983 eröffnete der LWV die Gedenkstätte Hadamar. Sie versteht sich als ein Ort der historischen Aufklärung und politischen Bildung. Mehr als 20.000 Besucher verzeichnete die Gedenkstätte in 2017, darunter viele Schülerinnen und Schüler. Neben der pädagogischen Arbeit sind die Betreuung von Angehörigen der Euthanasie-Opfer und wissenschaftliche Projekte wesentliche Aufgabenbereiche der Gedenkstätte.


 

Pressemitteilung Landeswohlfahrtsverband Hessen