Frau Diekmann (Fachlehrerin)

- seit 1980 an der Ernst-Klee-Schule

Wir sprechen heute mit einem weiteren „Hidden Champion“ der Ernst-Klee-Schule.

Gunhild Diekmann.

Sie ist seit der Gründung der Ernst-Klee-Schule im Jahre 1980 dabei. Sie ist damit unsere dienstälteste Kollegin. Das ist bemerkenswert.

Die Wertschätzung des Kollgiums hat sich u.a. dadurch gezeigt, dass sie viele Jahre zur Vorsitzenden des Lehrerrates gewählt worden ist.


INTERVIEW

Welchen Beruf hast du erlernt / welche Ausbildung hast du?

Ich bin als Diakonin ausgebildet worden, die Ausbildung umfasste 5 Jahre und beinhaltete unter anderem eine 3-jährige Ausbildung an der Fachschule für Sozialpädagogik in Witten an der Ruhr.  Mein Ziel war es, nach der Ausbildung in der Jugendarbeit tätig zu werden. Ich bekam aber auch schon während der Ausbildung (durch Praktika in einer Krankenhausschule und einem Internatswohnheim, das einer „Sonderschule für Körperbehinderte" angegliedert war) einen Einblick in die Arbeit mit Kindern mit einer Behinderung.

Wo hast du gearbeitet, bevor du zur Ernst-Klee-Schule gekommen bist?

Ich habe direkt nach der Ausbildung an der Ernst-Klee-Schule begonnen.

Wie bist du zur Ernst-Klee-Schule gekommen? Und wann war das? Wer hat dich an der Schule angestellt?

Ich erfuhr aus dem Freundeskreis, dass die Schule in Mettingen eröffnet werden sollte und dass dort eine Religionslehrerin gesucht würde. Ich habe mich dort beworben und bin eingestellt worden.

Eine kleine Episode: Beim Schulamt musste ich den Amtseid mit der Hand auf der Bibel ablegen. Da ich aber auch noch an Demos teilnehmen wollte, habe ich die Finger der anderen hinter dem Rücken gekreuzt.

Was ist das Erste, an das du dich noch erinnern kannst (Schüler, Kollegen, Vorkommnisse?)

Im Schulamt traf ich meine späteren Kolleginnen Agnes von Helmolt und Marita Schmies. Agnes trug ihre Latzhose und Marita ihr wunderbares Lachen. Mein erster Gedanke: Das passt! Mit denen kannst Du bestimmt gut zusammenarbeiten.

Im Schulgebäude waren die Klassenräume gerade frisch gestrichen, aber noch nicht eingerichtet. Die Stühle, Tische und Schränke kamen erst am zweiten Tag. Wir mussten zunächst einmal die Räume putzen und dann einrichten.

Unsere Schulleiterin, Claudia Schunicht, empfing uns gut gelaunt und sehr optimistisch. Diese Haltung hat sie über die Jahre hin auch immer bewahrt.

Wie viele Kinder und Erwachsene wart ihr am Anfang?

Zu Beginn waren wir 19 Schüler*innen und 10 Erwachsene (Lehrkräfte, Therapeuten, Pfleger, Sekretärin und Hausmeister).

Wie ging es dann in den nächsten Jahren weiter? (Wer ist dazu gekommen? Wie hat sich die Arbeit verändert?)

Die Schule war ja im Aufbau: Jedes Jahr kamen eine neue Klasse und neue Kolleginnen dazu.

Wie hat sich eine Schulwoche vor 40 Jahren von einer in der heutigen Zeit unterschieden?

Im Gegensatz zu heute wurden viele Unterrichtsgänge unternommen, um den Schüler*innen neue Erfahrungsmöglichkeiten zu bieten. Viele Materialien wurden von zu Hause mitgebracht, um ein Lernen mit allen Sinnen zu ermöglichen. Heute zeigt man eher Filme.

Es gab noch keine 45-Minuten-Takte. Stattdessen gingen die Arbeitsphasen bis zu den einzelnen Essenszeiten (Frühstück bzw. Mittagessen).

Gibt es ein besonderes Erlebnis aus den ersten Jahren, an das du gerne zurückdenkst?

Ein besonderes Erlebnis war eine gemeinsame Klassenfahrt mit einer Grundschulklasse nach Spiekeroog. Das war Inklusion pur und es gab wunderbare Stranderlebnisse mit den Schüler*innen.

Gab es vielleicht auch einen Vorfall, an den du nicht so gerne zurückdenkst?

Es gab eine richtig gefährliche Situation: Ein Schüler hatte einen richtigen Wutausbruch, warf mit einer Schere nach meiner Kollegin Sybille Flockenhaus, verfehlte sie aber glücklicherweise knapp.

Als ihr am Anfang so wenig Leute wart, was habt ihr gemacht, wenn mal einer krank war?

Ganz einfach – mehr gearbeitet. Als eine Kollegin einmal für längere Zeit ausfiel, gab es keinen Ersatz. Die Klasse wurde dann von mir und einem Praktikanten über einige Monate alleine betreut und so war die Freude groß, als Sybille Flockenhaus wieder ihren Dienst antreten konnte.

Hast du zwischendurch mal daran gedacht eine andere Stelle anzunehmen?

Ich habe mich 1984 für ein Jahr vom Schuldienst beurlauben lassen, um Neues auszuprobieren und vielleicht eine Alternative zu finden. In der Zeit habe ich viel erlebt und erfahren können. Der Charme der Ernst-Klee-Schule mit ihren Strukturen und vielen Möglichkeiten meine kreativen Fähigkeiten einsetzen zu können habe ich in der Zeit der Beurlaubung jedoch schätzen gelernt. 

Wann hast du zum ersten Mal gemerkt, dass sich die Schule deutlich verändert hat? Kannst du ein Beispiel nennen?

Das habe ich gemerkt, als ich einmal als Lehrerin mit einer Schülerin zur Toilette gehen wollte. Eine Pflegekraft hielt mich auf und meinte: Das ist nicht deine Aufgabe. Nachdem wir in den ersten Jahren alle Dinge, unabhängig vom Berufsstand, erledigt haben, gibt es nun für jede Tätigkeit bzw. jeden Handgriff einen Experten. 

Wenn man 40 Jahre an einer Schule ist, dann muss es etwas geben, dass dir an der Ernst-Klee-Schule gefällt. Was ist das für dich?

Lange Zeit konnte jeder seine Kompetenzen in die Arbeit einbringen, jede Meinung war wichtig, wurde gehört und diskutiert. 

Was wünschst du der Ernst-Klee-Schule?

Dass die Strukturen so gestaltet werden, dass alle gemeinsam die Schüler*innen fördern können, der Humor und das Lachen trotz Pandemie erhalten bleibt und Projekten wie Theatergestaltung, Tanzaufführungen und „Mitmachzirkus“ wieder Raum gegeben wird.

In einigen Jahren geht deine Arbeitszeit zu Ende: Hast Du schon Pläne, was du dann machen willst?

Eine Lebensgemeinschaft gründen, kreative Räume schaffen und mein Italienisch verbessern. Neugierig bleiben und jungen Menschen zuhören.